Mittwoch, 12. Dezember 2018

Die Krone der Dunkelheit von Laura Kneidl

Inhalt
Magie ist in Thobria, dem Land der Menschen, verboten – doch Prinzessin Freya wirkt sie trotzdem. Und das nicht ohne Grund. Vor Jahren wurde ihr Zwillingsbruder entführt und seitdem versucht Freya verzweifelt, ihn zu finden. Endlich verrät ihr ein Suchzauber, wo er sich aufhält: in Melidrian, dem sagenumwobenen Nachbarland, das von magischen Wesen und grausamen Kreaturen, den Elva, bewohnt wird. Gemeinsam mit dem unsterblichen Wächter Larkin begibt sich Freya auf den Weg dorthin und muss ungeahnten Gefahren ins Auge blicken.
Zur selben Zeit setzt die rebellische Ceylan alles daran bei den Wächtern aufgenommen zu werden, welche die Grenze zwischen Thobria und Melidrian schützen. Ihr gesamtes Dorf wurde einst von blutrünstigen Elva ausgelöscht, und Ceylan sehnt sich nicht nur nach Rache, sondern möchte auch um jeden Preis verhindern, dass so etwas noch einmal geschieht. Doch ihr Ungehorsam bringt sie bei den Wächtern immer wieder in Schwierigkeiten, bis sie schließlich bestraft wird: Sie soll als Repräsentantin an der Krönung des Fae-Prinzen teilnehmen. Dafür muss sie nach Melidrian reisen, in ein Land, in dem es vor Feinden nur so wimmelt.  
Und während sich die beiden Frauen ihrem Schicksal stellen, regt sich eine dunkle Macht in der Anderswelt, welche Thobria und Melidrian gleichermaßen bedrohen wird


Ich bin bestimmt nicht die Einzige, die nach Berühre mich. Nicht. Laura Kneidls neues Buch kaum erwarten konnte. Dass ich Die Krone der Dunkelheit lesen würde, sobald es draußen war, war selbstverständlich. Nun habe ich es vor einigen Tagen beendet und bin zwiegespalten.

Fangen wir mit den Figuren an. Insbesondere in englischen Büchern spielt diversity eine immer größere Rolle, wogegen man in Deutschland kaum oder zumindest sehr viel weniger davon mitbekommt. DKDD ist der erste deutsche Fantasyroman, in dem ich bewusst wahrgenommen habe, dass nicht alle Figuren weiß und hetero sind. Zwei der Hauptfiguren sind schwarz und es wird immer wieder darauf eingegangen, wie dies ihr Leben beeinflusst (oder eben nicht) und eine Nebenfigur ist schwul. Es ist definitiv ein Schritt in die Richtung und Laura Kneidl hat sich damit meinen Respekt verdient.

Das Buch hat relativ viele Protagonisten die sich auf mehrere Handlungsstränge verteilen. Zum einen gibt es die Prinzessin Freya. Sie will das ihr zugedachte Schicksal, zu heiraten und irgendwann das Land zu regieren, nicht nimmt und unter anderem deshalb sucht sie nach ihrem Bruder Talon, der vor Jahren von Fae entführt wurde. Doch die beiden standen sich sehr nah und das merkt man Feyras Handlungen an. Sie vermisst ihren Zwillingsbruder, doch sie ist auch ein neugieriger Mensch und sie steht für das ein, woran sie glaubt.
Eine ebenso starke weibliche Figur ist mein Liebling, die Kriegerin Ceylan, die um jeden Preis Wächterin an der Mauer sein will, die das Reich der Fae und der Menschen von einander trennt. Sie erinnerte mich öfter mal an Celeana aus der Throne of Glass-Reihe. Sie kämpft darum, ihrem Traum in einer männerdominierten Position nachgehen zu können und sie lässt sich nichts von ihnen gefallen.
Weitere Hauptfiguren der Fae Prinz Kheeran, der Assassine Weylin, der beauftragt wurde, ihn umzubringen, sowie der Wächter Leigh, der Feyra auf ihrer Reise begleitet. Anders als bei den weiblichen Figuren hatte ich bei ihnen häufiger das Gefühl, dass sie nur einen „Daseinszweck“ haben. Es wird angedeutet, dass sie mehr ausmacht, als ihre jeweilige Aufgabe, doch insbesondere bei Weylin und bei Leigh kann man das fast vergessen.

Man merkt schon an dieser Aufzählung, wie viele Protagonisten das Buch hat und aus der Perspektive von jedem von ihnen wird die Geschichte erzählt, von manchen mehr, von anderen weniger. Nach jedem Kapitel wechselt die Sicht. Das war eines meiner größten Probleme. Ich habe das Buch über einen relativ langen Zeitraum gelesen und musste mich immer wieder neu in der Welt einfinden und sobald ich gerade anfing, rein zu kommen, endete das Kapitel und ich konnte wieder von vorne anfangen. Ich kann mir vorstellen, dass Leser, die das Buch nicht so lange ziehen wie ich, dieses Problem nicht haben, doch ich habe mich zwischendurch einige Male dabei erwischt, dass meine Motivation, weiterzulesen, niedrig war.

Ich mochte das World Building. Laura benutzt eine bildhafte Sprache, durch die die Umgebung greifbar wird und man einen Teil der Welt, die sie erschafft, miterlebt. Ich hätte mir noch ein wenig mehr über die Vergangenheit gewünscht, darüber, wie die Welt, wie sie dargestellt hat, entstanden ist. Vor allem was genau passierte, als Fae und Menschen sich von einander abgrenzten. Da DKDD erst der erste Band der Trilogie ist, finde ich das verzeihbar.

Wie fand ich die Idee an sich? Naja, sie ist nichts komplett Neues. Die Prinzessin, die ihr Schicksal nicht mag, findet man in jedem zweiten YA Fantasy Buch, auch die Kriegerin, die sich beweisen will, ist in Fantasy nicht selten. Ähnliches trifft auf die Fae zu, die in Seelie und Unseelie aufgeteilt sind. Vielleicht habe ich kein Buch mit genau dieser Kombination gelesen, dennoch hatte ich das Gefühl, alles schon mal gesehen zu haben und zu wissen, in welche Richtung sich alles entwickelt. Mir fehlte dieser Funke, der der Kombination Leben einhaucht.

Zuletzt will ich kurz auf die Beziehungen zwischen verschiedenen Figuren eingehen. Es gibt keine offene, im Zentrum stehende Liebesgeschichte, es werden lediglich Andeutungen gemacht, dass da in den folgenden Bänden noch was kommen könnte/wird. Ich mochte es, dass Laura den Figuren den Raum gegeben hat, ihre Ziele zu verfolgen, bevor etwas Ernsteres zwischen ihnen entsteht. Noch bin ich nicht bei allen überzeugt, dass sie tatsächlich ein Paar werden sollten, doch ich bin gespannt, wie sie sich noch entwickeln.


Fazit


Die Krone der Dunkelheit ist vielleicht nicht offiziell YA Fantasy, doch sie liest sich definitiv so. Es gibt bessere und schlechtere, dieses Buch würde ich etwas über dem Durchschnitt einordnen. Wenn man Lust hat, auf eine solche Geschichte, kann man es bestimmt ganz gut lesen, ansonsten verpasst man nicht allzu viel, falls man es ausfallen lässt.

Mittwoch, 21. November 2018

Ich schreib mit beim NaNoWriMo 2018

Quelle: https://nanowrimo.org/


So viel zu meinem Vorhaben ^^ Der geplante Post für den Oktober war mein Messebericht, doch die FBM musste kurzfristig ausfallen für mich und danach fehlte mir die Zeit und ehrlich gesagt auch die Motivation, mir ernsthaft ein anderes Thema zu suchen.

Eigentlich lese ich aktuell an einem Rezensionsexemplar, komme aber so wenig zum Lesen, dass die Rezension wohl erst nächsten Monat kommt. Daher bietet es sich an, dass ich heute ein wenig über den NaNoWriMo rede.





Was ist der National Novel Writing Month, kurz NaNoWriMo, überhaupt? Vermutlich kennen manche von euch ihn, aber für diejenigen, denen das nichts sagt, ist hier der Crashkurs: es geht darum, in einem Monat 50.000 Wörter zu schreiben, was in etwa die Länge eines Romans ist. Die Seite ist mit jeder Menge Statistiken, Foren, Pep talks und was nicht sonst noch alles, darauf ausgerichtet, jemanden zu motivieren, dran zu bleiben und die Sache durchzuziehen. Falls ihr euch mal umsehen wollt, *hier* findet ihr den Link.

Ich habe mich relativ spontan entschieden, dieses Jahr nicht nur mitzuschreiben, sondern den NaNo dieses Mal auch ernst zu nehmen. (Die letzten zwei Jahre habe ich es nebenher probiert und geschrieben, "wenn mir danach war" und dementsprechend gut lief es ^^) Bei Twitter hat der deutsche Account im Oktober angefangen, jeden Tag Vorbereitungsfragen zu posten und nachdem ich diese Tweets und diverse Antworten erst oft genug gelesen habe, dachte ich mir: "Wieso nicht?" und habe für mich angefangen, die Fragen für mein aktuelles Projekt zu beantworten. Eine der Fragen hat mir eine mögliche Lösung für eine Situation aufgezeigt, über der ich schon seit MONATEN gegrübelt habe, und da war sie, die Motivation xD

Ich bereue nicht, die Entscheidung getroffen zu haben. Der NaNo gibt mir so viel, was ich teilweise gar nicht erwartet habe. In einer Liste zusammen gefasst:

-Spaß. Es macht unglaublich viel Spaß, sich jeden Tag hinzusetzen und zu sehen, wohin sich die Geschichte entwickelt. Und ich kann dafür Sorgen, dass meine Figuren tatsächlich einen anständigen Grund haben, wieso sie nicht mit einander reden und keine von den üblichen Ausreden vorschieben =P

-unerwartete Ideen bzw. kleine Aspekte und Verbindungen. In meiner Geschichte sind jetzt bereits eine Menge Elemente eingeflossen, an die ich vorher gar nicht gedacht habe. Ich habe mit sowas wie einem Grundgerüst angefangen und einigen Szenen, die drin sein sollen, alles andere, was dazu kam, ist während des NaNoWriMos entstanden.

-Gemeinschaftsgefühl. Man ist eben nicht alleine. Ich habe mich nicht viel im Forum oder in sozialen Medien ausgetauscht, aber man sieht, dass andere Autoren in der selben Situation sind wie man selbst und das verbindet. Oder auch direkter: ich habe bei einer Care-Paket Wichtelrunde teilgenommen, wo man nochmal direkter motiviert und motiviert wird <3

-die Wortzahl. Ja, okay, das kommt nicht unerwartet, aber es ist trotzdem toll, zu sehen, wie viel man schon geschrieben hat. Vermutlich komme ich nicht auf die 50k, aber ich kriege ein Gefühl dafür, wie lange es dauert, etwas zu schreiben und wie lang eine Szene sein sollte. Und das ist mir mehr wert, als das Ziel zu erreichen.

-mehr darüber gelernt, was für mich funktioniert und was nicht. Ich habe schon verschiedene Sachen probiert - von Anfang an darüber reden, was ich schreibe, zum Beispiel, oder die Sachen direkt zum Lesen weiter geben. Während des NaNos schreibe ich erstmal nur für mich. Es fühlt sich richtig an. Ich kann darüber reden, dass meine Figuren sowas wie Superkräfte haben und divers sind, aber viel weiter ins Detail gehen fühlt sich privat an, weil, naja, es kommt eben alles frisch aus meinem Kopf ^^'

-zusätzlich zu den letzten beiden Punkten weiß ich jetzt aber auch, wie das Hinsetzen und Schreiben für mich funktioniert und ich hoffe, ich kann das auch nach dem NaNo noch weiter beibehalten =)


Es nimmt Zeit ein und ich merke es immer wieder (vor allem wenn es Zeit ist, in der ich sonst schlafen würde ^^'), aber es ist nur ein Monat. Ich mache mir nicht zu viel Druck, den word count am Ende des Monats zu erreichen - ich meine, jedes Wort, das ich jetzt schreibe, ist ein Wort mehr als ich am Anfang des Monats hatte - und schaue einfach, was passiert.



Wie sieht es bei euch aus? Schreibt ihr? Macht ihr vielleicht auch gerade beim NaNoWriMo mit? Oder hättet ihr Lust, es irgendwann auszuprobieren?

Montag, 20. August 2018

Lesetipp für den Sommer


Der Jahreszeiten-Lesetipp ist eine Aktion von Leni von Meine Welt voller Welten und Tanja von Der Duft von Büchern und Kaffee. Schaut bei den beiden vorbei für weitere Lesetipps!

Als ich den Ankündigungspost gesehen habe, dachte ich mir: Wieso nicht? Ich habe sowieso vor, wieder mehr zu bloggen (dazu bald mehr) und ich habe aktuell tatsächlich DAS Sommerbuch, das ich am liebsten jedem in die Hand drücken würde (und da ich wahrscheinlich keine Rezension mehr dazu schreiben werde...).

My First Love von Tanja Voosen

Eigentlich wollte Cassidy einem Mädchen an ihrer Schule nur dabei helfen, ihren blöden Freund loszuwerden. Doch plötzlich hat die 17-Jährige sich damit den Ruf erworben, Beziehungen innerhalb eines Tages zerstören zu können. Die dankbaren Mitschüler bezahlen sie sogar für ihren „Schlussmach-Service“. Als Cassidy aber den ebenso gutaussehenden wie nervigen Colton von seiner Freundin „befreit“, fordert er sie zu einer unglaublichen Wette heraus: Statt Paare zu trennen, soll sie zwei ganz bestimmte Mitschüler verkuppeln. Nicht ahnend, welch finstere Hintergedanken Colton hegt, nimmt Cassidy die Herausforderung an. Und stolpert mitten hinein in ein Wirrwarr aus heimlichen Küssen, verschlungenen Intrigen und der ersten großen Liebe ...


Für mich ist YA Contemporary, insbesondere die, die auch im Sommer spielt, das Genre to go, wenn es heiß ist und ich mich nur noch von Eis ernähren kann und wenige Autoren meistern es so gut wie Tanja Voosen. Eine nicht sortierte Liste der Gründe, wieso ihr ihr neuestes Buch lesen solltet:
- Haters to Lovers
- Cassidy
- der Humor
- realistische und tolle Darstellung von Freundschaft
- originelle Story (Schlussmachservice!)
- die Stelle, an der der Bezug zum Cover auftaucht
- es macht Spaß und teilweise konnte ich nicht aufhören zu grinsen (Die Leute in der Bahn haben mich bestimmt für verrückt gehalten)
- es ist ihr bisher bestes Buch! Wenn ihr noch nichts von ihr gelesen habt, wieso nicht direkt mit dem hier anfangen?
- gespoilert, deshalb mal so: es wird nicht aus jeder Figur ein Paar -> Abwechslung und realistischer


Kennt ihr das Buch schon? Oder habt ihr es vielleicht auf eurer Liste? =)

Sonntag, 20. Mai 2018

So brauch ich Gewalt von Stefanie Mühlsteph

Vielen Dank an den Papierverzierer Verlag für das Rezensionsexemplar!

Inhalt

Es ist das Jahr 1837. Eine Geheimorganisation mit dem Namen Sealgair agiert in und um London, um die Machtverhältnisse der Reichen, der Krone und des Staates im Gleichgewicht zu halten.
Nicht nur um ihre Eltern zu rächen, bleibt Megan Teil der Organisation, der man nachsagt, dass sie die gesamte Londoner Unterwelt kontrollieren würde. Sie ist noch keine einundzwanzig Jahre alt und bringt trotzdem jahrelange Berufserfahrung als Auftragsmörderin mit. Unter dem Decknamen "Black Widow" führt sie ihre blutigen Aufträge im Alleingang durch.
Doch auf einmal wird "Black Widow" zum Schutz einer einflussreichen Person abgestellt, die eine andere Sealgaira mit dem Namen "Hawk" eliminieren soll. So beginnt ein Spiel aus Intrigen, Verfolgungsjagden und zu ergründenden Geheimnissen, bei dem sie doch von ihrem sonst so subtilen Vorgehen abweichen muss. Denn manchmal braucht es eben doch Gewalt …


Na, wer musste beim Lesen des Klappentexts auch an Marvel denken? Megan – Black Widow – hat tatsächlich gewisse Ähnlichkeiten mit Natascha. Abgesehen von den offensichtlichen roten Haaren, haben beide Frauen die spezielle Art, ihren Körper einzusetzen, um ihre Opfer näher heranzulocken. Das war es auch schon an Ähnlichkeiten, sonst haben die beiden nichts mehr mit einander zu tun.
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, Megans und Abigails, und sie könnten gar nicht unterschiedlicher sein. Beide Figuren sind vielschichtig aufgebaut. Megan ist ruhig und wie gesagt, ihre Art zu töten hat Stil. Abigail dagegen ist temperamentvoll, sie regt sich schnell auf, doch mit dem Colt macht ihr keiner etwas vor. Gerade in dieser Kombination spiegelt die Tötungsweise den jeweiligen Charakter gut wieder, finde ich. Ich mochte sie beide auf ihre Weise und besonders die Dynamik zwischen ihnen. Es hat Spaßgemacht, zu beobachten, wie sie sich gegenseitig gesehen haben zwischen dem ersten Aufeinandertreffen und der letzten Szene. Dennoch, Megan war mein Liebling. Im direkten Vergleich wirkt Abigail so gewöhnlich neben ihr, die typische Auftragsmörderin, wie ich mir eine im ersten Moment vorstellen würde.
Im Gegensatz zu Megan und Abigail wirken die meisten Nebencharaktere dagegen recht eindimensional. Sie werden fast alle auf eine einzige Eigenschaft oder Funktion beschränkt, was ich schade fand. Einige hatten interessante Ansätze und konnten sich gefühlt nur nicht entfalten.
Bis zur Hälfte etwa besteht das Buch aus mehreren Aufträgen von Megan und Abigail, bei denen sie teilweise aufeinander treffen und die scheinbar nicht mit einander zusammenhängen. Es dauert lange, bis ein roter Faden erkennbar wird. Gerade als es anfing, mich zu stören, dass es kein Ziel gibt, auf das die Geschichte hinarbeitet, kamen die Verbindungen zwischen den Ereignissen und das größere Bild langsam zum Vorschein. Ich kann damit leben, hätte es trotzdem gerne schon früher gesehen. So wirkt die erste Hälfte wie eine sehr lange Einleitung und dementsprechend hat der Rest der Geschichte weniger Raum.
Ich sage das immer wieder: wenn ich irgendwas zum Schreibstil schreibe, dann nur, wenn er besonders gut oder besonders schlecht war. Im Fall von So brauch ich Gewalt ist es der erste Fall. Die Autorin hat eine geniale Balance gefunden. Einerseits passt er zum historischen Setting und wirkt leicht altmodisch, andererseits aber benutzt sie moderne Begriffe, die zu den modernen Ansichten von Hawk und Black Widow passen. Dadurch lässt sich das Buch einfach lesen. Zusätzlich habe ich mir während des Lesens bestimmt mindestens ein Dutzend Stellen markiert, Stephanie Mühlsteph bringt Sachen teilweise kurz und schön beschrieben auf den Punkt, da geht es gar nicht anders.
Abschließend will ich noch sagen, dass mir am Ende noch zu vieles offen geblieben ist und ich auf eine Fortsetzung hoffe, in denen die Hintergründe der Sealgair erklärt werden. Wieso haben alle zum Beispiel Tiere als Codenamen? Wer sucht sie aus? Das wollte ich von Anfang an Wissen. Oder auch, wie das mit den Sealgair überhaupt anfing. Da sehe ich definitiv noch Potential.


Fazit

Auftragskillerinnen im historischen London und ein toller Schreibstil – was gibt es daran nicht zu lieben? Trotz meiner kleinen Kritikpunkte kann ich das Buch nur empfehlen, ich hatte eine Menge Spaß mit Abigail und Megan.

Mittwoch, 21. März 2018

[Rezension] Im Zauberbann des Schneemonds von Natalie Luca

Vielen Dank an Natalie Luca für das Rezensionsexemplar.

Klappentext

Neuwald - ein nobler Stadtteil in den Weinbergen des Wienerwalds: Hierher muss die siebzehnjährige Ari nach einem Schicksalsschlag ziehen, um bei ihrem Großvater zu leben, den sie nie zuvor kennengelernt hat.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, wird Ari in der neuen Privatschule schnell klar, dass etwas sehr Merkwürdiges in Neuwald vorgeht. Die alten Adelsfamilien der Gegend scheinen ein dunkles Geheimnis zu hüten …
Wie viel weiß der gutaussehende, aber verschlossene Schüler-Counselor Lykos darüber? Ari beginnt nachzuforschen und gerät dabei selbst in größte Gefahr …


Ich habe mich sehr auf Natalie Lucas neues Buch gefreut. Sobald ich von ihrer neuen Reihe erfahren habe, habe ich gar nicht weiter darüber nachgedacht, ob ich es lesen werde – ich mag ihren Schreibstil sehr und bisher mochte ich alle Bücher von ihr, die ich gelesen habe. Leider ist „Im Zauberbann des Schneemonds“ die erste Ausnahme. Direkt nach dem Lesen habe ich dem Buch drei Sterne gegeben, doch je länger ich darüber nachdenke, desto mehr hat mich gestört.

Ich lasse euch ein paar Wörter da: Vollmond, Jäger, Wolf. Woran denkt ihr? Werwölfe? Glückwunsch, ihr seid schneller darauf gekommen als Ari. Ich erwarte gar nicht, dass sie ganz alleine hinter die Geheimnisse Neuwalds kommt, aber wenn wir bei den Worten allein schon an Werwölfe denken, wieso nicht auch Ari, die noch viel mehr Hinweise hat? Wenigstens einen Gedanken à la „Glauben die tatsächlich an Werwölfe?“ hätte ich super gefunden. Es dauert lange, sehr lange, bis sie erfährt, was in Neuwald überhaupt los ist und selbst dann hat sie noch Probleme damit, es zu glauben, obwohl es wirklich überall um sie herum ist. Ihr muss alles Wort für Wort gesagt werden, von selbst kommt sie auf gar nichts. Sie hat sogar an einer Stelle das Wort „Werwolf“ gehört. Ihre Reaktion? Tja, drei Mal dürft ihr raten...

Wobei die Wölfe selber ziemlich cool sind. Die Ideen und Strukturen sind interessant und gut durchdacht und obwohl man nicht viel davon mitkriegt, waren sie einer meiner Lieblingsteile des Buches. Das wäre einer der Punkte, die mich vielleicht reizen würden, die Reihe weiterzuverfolgen.
Dagegen fand ich den Konflikt zwischen den Wölfen und den Jägern relativ eindimensional gehalten. Die Wölfe hassen die Jäger, die Jäger hassen sie Wölfe und sobald sie auf einander treffen und die Fehde erwähnt wird, bestehen sie nur noch aus Zorn und Hass und der Rest ihrer Persönlichkeit ist ausgelöscht. Außer den Protagonisten und den Leuten, mit denen sie direkt zu tun haben, kann ich über sonst niemanden etwas anderes sagen, als dass er zu einer der Gruppen gehört.

Natalie hat es drauf, ruhige, zurückhaltende Protagonistinnen zu schreiben, in denen ich mich bis zu einem gewissen Grad wiederfinde. Auch Ari ist wieder so eine Protagonistin, die sich eher im Hintergrund hält. Leider hatte ich öfter das Gefühl, dass das nicht unbedingt zu der Geschichte passt, dass die Autorin in diesem Buch erzählt. Ari stolpert praktisch in einen bevorstehenden Krieg und ist Mitten drin. Völlig unabhängig davon, was sonst geschieht – das ist die Position, bei der es am gefährlichsten ist und bei der es meiner Meinung nach tödlich sein kann, wenn man nichts tut. Ari tut nicht viel und steht mitten zwischen den Fronten und so sehr ich verstehe, dass die Autorin sie bewusst anders machen wollte als die anderen Figuren um sie herum, wie zur Hölle hat sie es geschafft, nicht mal verletzt zu werden?

Ein zentraler Punkt des Buches ist die „Liebesgeschichte“ zwischen Ari und dem Ordensbruder und Schüler Counselor Lykos. Ein Ordensbruder! Oh Gott, wie kann sie nur? Er ist doch ein ORDENSBRUDER!! Von Anfang an hält Ari ihre Liebe zu ihm genau deshalb für verboten, sogar noch, als sie erfährt, dass er bisher noch keine Schwüre abgelegt und deshalb auch kein richtiger Bruder ist. Wie wäre es mit dem Werwolf-Jäger Konflikt und dass die Gruppen sich sonst hassen und immer nur für sich bleiben? Wollt ihr mir weismachen, dass das nicht ein viel besseres Argument für diese verbotene Liebe gewesen wäre als irgendwelche Vorgeschobenen Ordensbruder-Ausreden? Wie auch immer, verboten oder nicht, die Liebe ist da. Nur leider war sie mir vollkommen egal. Ich sehe die Punkte, an denen sich die Beziehung zwischen den beiden entwickeln und vertiefen sollte, ich verstehe objektiv, wieso das an genau den Stellen passiert. Aber die Gefühle, die Lykos und Ari anscheinend haben, kommen nicht bei mir an. Es war nicht direkt eine Instalove, Ari fühlte sich nur vom ersten Moment an zu Lykos hingezogen und Lykos hatte keine tieferen Gefühle ihr gegenüber. Aber so fühlt es sich an. Von dieser anfänglichen Faszination kommt Ari nicht weg. Wenn ich einen Graphen zeichnen würde mit ihren Gefühlen ihm gegenüber, es wäre eine konstante Gerade, er TUT sich einfach nichts mehr. Bei Lykos dagegen kriegt man nicht viel mit. Es gibt diese paar Ereignisse, bei denen Ari mehr oder weniger was für ihn tut und er fühlt sich vermutlich dankbar und verpflichtet, diese Schuld zu begleichen. So kam es zumindest bei mir an. Später aus dem Nichts nennt er Ari „mein Herz“. Mag sein, dass er das wirklich fühlt und es nur die ganze Zeit verborgen hat oder ich nur zu doof bin seine Gefühle zu lesen, wenn nicht explizit steht, wie er sich fühlt. Aber für mich passt das nicht zusammen.

Einen Punkt möchte ich noch ansprechen. Und zwar betrifft es die Familiennamen in dem Buch. Der einzige Nachname aus Neuwald, den ich noch im Kopf habe, ist von Grafenstein, der Name von Aris Familie. Dafür, dass diese Namen ziemlich wichtig für die Geschichte sind, finde ich das traurig. Die Jäger und die Wölfe haben alle längere Namen, mit denen sie angesprochen werden, wenn die Sprache auf sie fällt. Versteht mich nicht falsch, während des Lesens wusste ich, wer gemeint war und die Namen passen zu einem gehobenem Viertel Österreichs. Doch selbst da hätte ich keinen von ihnen nennen können, wenn mich jemand gefragt hätte. Sie bleiben nicht im Kopf.



Fazit

Leider hat mir Natalie Lucas neues Buch nicht gefallen. Von den Protagonisten und ihrer Beziehung unter einander, über die blassen Nebenfiguren bis zum Hauptkonflikt hat mich „Im Zauberbann des Schneemonds“ nicht überzeugen können. Ich lege euch ans Herz, eher Natalies andere Romane, „Unter goldenen Schwingen“ und „Gefährliche Wünsche“ zu lesen.